Von der Schlacht bei Fehrbellin zum gerupften Brandenburger Landschwein
Heimatfreunde Lengerich vom 12. bis 14. Juli zu Gast beim Geschichtsverein Leegebruch
Trotz befürchteter Widrigkeiten konnte der Besuch der Lengericher Heimatfreunde beim Geschichtsverein Leegebruch stattfinden, denn der Palmenhof war von größeren Unwetterschäden verschont geblieben. Aber das in anderen Teilen des Ortes noch nicht bewältigte Hochwasser war dennoch erstes Gesprächsthema beim gemütlichen Beisammensein am Abend. Zur Begrüßung kurz vorbeigeschaut hatte auch amtierender Bürgermeister Martin Rother, dessen Infos aus erster Hand auf großes Interesse stießen. Bei Häppchen und Getränken tauschten die seit Jahren freundschaftlich verbundenen Mitglieder beider Vereine bis in den späten Abend Erinnerungen aus, besprachen aktuelle Ereignisse und schmiedeten Zukunftspläne.
Auf Tour ging es am nächsten Tag. Ziele waren historisch bedeutsame Orte wie zunächst Hakenberg, Schauplatz der Schlacht bei Fehrbellin von 1675. Daran erinnert hier ein 36 Meter hohes Denkmal mit einer Bronzeviktoria, die der Berliner „Goldelse“ auf der Siegessäule nicht nur ähnelt, sie ist deren kleines Vorläufermodell. Mit einem grandiosen Blick über die Weite der Landschaft, die 1675 tausenden Schweden und Brandenburgern als Schlachtfeld diente, wurde der Aufstieg durch den engen Turm belohnt. Der damalige Sieger war trotz „Unterzahl“ Brandenburgs Kurfürst Friedrich Wilhelm, der nach diesem Erfolg den Beinamen „Großer Kurfürst“ erhielt.
Weiter ging die Fahrt nach Neuruppin, wo ab 1732 des Kurfürsten Urenkel Friedrich, der spätere „Alte Fritz“ , als preußischer Kronprinz und Garnisonskommandeur lebte und wirkte. Seine Spuren sind bis heute vor allem im Tempelgarten sichtbar. Eine kompetente Stadtführerin brachte ihren Gästen mit Schinkel und Fontane weitere Persönlichkeiten näher, die beide in Neuruppin geboren wurden und an vielen Stellen im Stadtbild erscheinen. Eine Schifffahrt über den Ruppiner See rundete den Ausflug ab, dem nach Spaziergang und leckerem Eis ein entspannter Abend in Leegebruch folgte.
Um alte Brandenburger Herrenhäuser und ihre Wiederbelebung in den vergangenen Jahren ging es am letzten Tag wieder vor Ort am Beispiel von Sommerswalde und Schloss Schwante. Als ausgewiesener Experte dieser speziellen Materie hatte sich der Schwantener Geschichtsforscher Dr. Gerd Kley bereit erklärt, über den jeweils neuesten Forschungsstand zu berichten. Dank ihm konnte auch ein Blick geworfen werden in den jetzt von einer buddhistischen Gemeinschaft betriebenen „Reichstag von Sommerswalde“. So wurde und wird heute noch vielfach das um 1890 von Richard Sommer erbaute Gebäude mit Nebenanlagen genannt. Nach Weiterfahrt und Fortsetzung der sommer’schen Geschichte im Schloss Schwante beschrieb Kley dort dessen Entwicklung bis heute. Anschließend wurde im Grünen Salon des heute dem kreativen Berliner Theatermacher Christian Schulz gehörenden Schlosses ein zünftiges regionales Mittagessen serviert: gerupftes Brandenburger Landschwein. Es blieb noch Zeit für einen Gang durch die Park- bzw. Gutsanlagen, ehe die Gäste mit einer Menge neuer Eindrücke im Gepäck nach herzlicher Verabschiedung die Heimreise antraten. Wieder war die gemeinsame Zeit viel zu schnell vorbei, doch das nächste Treffen ist bereits anvisiert. Thema wird dann mit Sicherheit auch das Überraschungsgeschenk von Jutta Cremer sein. Sie ging einst in Höxter zur Schule und hatte noch ein bebildertes Lesebuch in Sütterlin von ihrem Vater in Besitz. In den 30er Jahren liebevoll erstellt und gedruckt in einem Lengericher Verlag, wurde das Schätzchen nun Alois Thomes übergeben, der sich schon auf die verdutzten Gesichter der Vereinskollegen daheim freute.
Ulrike Unger
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