Das Tablet von heute war die Schiefertafel von damals
Zeitreise der HistoryKids zur Leegebrucher Schule vor 111 Jahren
Ganz schön mühsam, mit Stahlfeder und Tinte zu schreiben – und dann auch noch in alter deutscher Schrift. Glücklicherweise hatten die HistoryKids beim Zeitreisetermin in der Bibliothek genügend Wischtücher neben ihren Blättern liegen, denn immer wieder kleckste es. Etwas geübter war da sicher Wilhelm Reinke, der ab 1906 ebenfalls mit Feder und Tinte die ersten Seiten der Schulchronik verfasst hat. Die wurde bis 1934 geführt und ist bis heute eine wichtige Quelle für die Leegebrucher Geschichtsforschung. Was für den anfangs noch nicht selbstständigen kleinen Ort wichtig war, auch außerhalb der Schule, haben Lehrer Reinke und seine Nachfolger notiert.
Interessiert verfolgten die wissbegierigen Nachwuchshistoriker und einige Eltern die vorgestellten Einträge zum Schulalltag. Den erlebten alle acht Klassen mit anfangs 27 Schülern und einem Lehrer im einzigen Klassenzimmer der Schule an der Dorfstraße. Zu deren Ausstattung gehörten noch ein Ofen und der Rohrstock. Der landete bei den „Knaben“ auf dem Hosenboden, bei den Mädchen auf der Handfläche. Kurze Diskussion der HistoryKids, wer es dabei besser getroffen hatte, aber dann wurde weitergelauscht, was der Lehrer aufgeschrieben hatte: es gab Scharlach und Kopfläuse, Wandertage mit endlos langen Fußmärschen, Laubsammelaktionen im Herbst, den kaputten Ofen bei minus 31 Grad und immer wieder Festakte wie am Reformationstag. Zeugnis des Zeitgeistes sind auch die in den ersten Jahren regelmäßigen Feiern zum Geburtstag des Kaisers – Festakt am Morgen und dann schulfrei!
Als viel später Ursel Kühne (Foto) Lehrerin in Leegebruch war, gehörten Kaiser und Sütterlin schon längst der Vergangenheit an. Sie war jetzt zu Gast bei den HistoryKids, konnte deren Fragen zu ihrer eigenen Zeit an der Schule live beantworten und schmunzelte beim Betrachten alter Klassenfotos. Die lagen neben vergilbten Zeugnisseiten in einer kleinen Ausstellung mit hölzernen Griffelkästen, Federmäppchen und auch einer sichtlich intensiv benutzten Schiefertafel. Alles Leihgaben, ebenso wie der alte Ranzen. Und eine Mutter hatte ihrem Sprössling gar zwei dicke, schon etwas angebröselte Bücher von der Urgroßmutter für die kleine Schau anvertraut.
Zum Schluss gab es ein Bilderrätsel mit Relikten längst vergangener Schultage, ehe die HistoryKids den Stempel für ihre Clubkarte bekamen. Die gab es für einige bereits in Silber. Verteilt wurde dann noch der erste selbst erstellte Newsletter – von Kindern für Kinder – zum Thema Feuerwehr, und wenn auch die Schule „abgearbeitet“ ist, gibt es den zweiten.
Ulrike Unger
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