Neues Leben für Leegebrucher Leichenkutsche
Geschichtsverein besuchte Kutschenmuseum und Landgestüt in Neustadt (Dosse)
Einem glücklichen Zufall war jüngst die Entdeckung der alten Leegebrucher Leichenkutsche zu verdanken. Rumpelte sie noch bis 1975 von der Alten Kapelle Dorfaue zum Friedhof, war sie nach dem Bau der dortigen Leichenhalle nicht mehr nötig. Die Kutsche wurde abgestellt und 1998 dem Kreismuseum in Oranienburg geschenkt. Von dort gelangte sie 2006 als Leihgabe ans Landgestüt Neustadt (Dosse) und steht seitdem im dazugehörigen Kutschenmuseum.
Nach einem Bericht in der vorletzten Ausgabe des Leegebruch Journal nahmen zahlreiche interessierte Leegebrucher die Einladung des Geschichtsvereins zu einer Tagesfahrt nach Neustadt an. Die Kutsche sollte in Augenschein genommen werden. Schmuck und sehr edel restauriert stand sie da und war auf den ersten Blick nicht wieder zu erkennen. Schwarz lackiert, mit feinen künstlerisch gestalteten Glasscheiben, die im originalen Zustand nicht vorhanden waren, erinnert sie heute an einen herrschaftlichen Wagen. „Ja, das soll die Leichenkutsche in ihrem neuen Leben auch sein, sie kann für Bestattungen gemietet werden“, erfuhren die Gäste bei der Führung. Schließlich sei sie schon allein nach ihrer Bauart als ein ganz besonderes Gefährt einzustufen.
Gerätselt wird nun jedoch weiterhin über die Initialen (siehe Foto) an der Seitenwand. Sie sind nach der Restaurierung zu einem Hingucker geworden und dürften dem wohlhabenden Erstbesitzer und/oder Spender zuzuordnen sein. Denn woher die Leichenkutsche kam und wann sie in Leegebruch in Betrieb genommen wurde, lässt sich derzeit noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Das Baujahr wird mit dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts angenommen. Anfang der zwanziger Jahre zogen Neusiedler nach Leegebruch, auch wohlhabende. Der Friedhof wurde 1924 eingeweiht – könnte also passen.
Mit Kremserfahrt übers Gelände und Gang durch einige Ställe endete der Gestütsbesuch. Ein Abstecher nach Kampehl rundete den Tagesausflug ab. Hier galt es, den schon legendären Ritter Kahlbutz zu besichtigen. Dessen Leichnam ist seit 1702 nicht verwest und daher nach wie vor ein beliebtes Ausflugsziel, weil einzigartig und immer noch mit mysteriösem Flair – dank Luft in der Gruft, wie Experten vermuten.
Ulrike Unger
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!