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Schulgeschichte

21. Juni 2013/0 Kommentare/in Beiträge zur Ortsgeschichte/von Geschichtsverein
Alte Schule

Alte Schule

Die Geschichte der Leegebrucher Schule begann am 9.10.1906 mit der Einweihung eines klei­nen Schulhauses süd­lich des Leegebrucher Gutshofes (heu­te Kita Dorfstraße/​Ecke Geschwister-Scholl-Straße). Der ers­te Lehrer, Wilhelm Reinke, damals Lehrer in Bärenklau, wur­de vom Oberschulinspektor, Herrn Hoffmann, offi­zi­ell in sein Amt ein­ge­führt. Er unter­rich­te­te 27 Schüler, fünf­zehn Jungen und zwölf Mädchen.

Bis dahin wur­den die Kinder von Leegebruch in Bärenklau ein­ge­schult. Hier lern­ten außer den Leegebruchern und Bärenklauern auch Schüler aus Wendemark. Da die Schülerzahlen ste­tig wuch­sen (1904 gab es schon 103 Kinder) war die Bärenklauer Schule über­füllt. So beschloss das Königliche Kriegsministerium, auch in Leegebruch eine ein­zu­rich­ten. 1905 begann man mit dem Neubau (ein Klassenraum).

In den nächs­ten Jahren besuch­ten zwi­schen 20 und 30 Kinder die klei­ne Dorfschule. Neben dem Unterricht orga­ni­sier­te der Lehrer jähr­li­che Weihnachtsfeiern, Feierstunden anläss­lich geschicht­li­cher Höhepunkte (z.B. Reformationstag, 100 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig, 1927 Gedenkfeier zum Geburtstag von J.-H. Pestalozzi). Regelmäßig wür­dig­te die Schule in einer Feierstunde die Geburtstage des Kaisers. Die Kinder gestal­te­ten die­se Feiern mit Gedichten, Liedern und dar­stel­len­dem Spiel, der Unterricht fiel an die­sen Tagen aus.

Am 1.1.1916 ging der ers­te Lehrer von Leegebruch in sei­nen wohl­ver­dien­ten Ruhestand. Er war 42 Jahre im Dienst und erhielt nun eine monat­li­che Rente von 246,25 Mark. In der Zeit des Ersten Weltkrieges war es nicht so ein­fach, einen Ersatz für Reinke zu fin­den. Der Lehrer a. D. Otto Jurich erhielt von der Militärbehörde Urlaub, um in Leegebruch den Schulbetrieb auf­recht­zu­er­hal­ten. Auf Grund des Krieges wech­sel­ten noch eini­ge Male die Lehrkräfte. Begleitet wur­de die­ser Zustand sogar von einer kurz­fris­ti­gen Schulschließung (22.01–6.11.1916), da kei­ner zur Verfügung stand.

Die Schülerzahlen stie­gen ab 1920 kon­ti­nu­ier­lich an. Über 30 Kinder gin­gen in Leegebruch zur Schule, obwohl im Mai sie­ben Familien mit zehn Kindern den Ort wie­der Richtung Berlin ver­lie­ßen. Die Ursache lag in der Sozialisierung des Vorwerkes durch die Siedlungsgesellschaft „Eigene Scholle“, wel­che vor­hat­te, das Land in klei­ne­re Landwirtschaften auf­zu­tei­len und zum Verkauf anzu­bie­ten. Nicht jeder konn­te die nöti­gen finan­zi­el­len Mittel dazu auf­brin­gen, und so zogen die­se Menschen ent­täuscht weg. Aber vie­le neue Familien kamen, neue Siedlerbauten ent­stan­den, und die Schülerzahl stieg auf 40 und zeit­wei­lig über 50 Kinder an. Der Klassenraum war nun zu klein gewor­den. Die Anzahl der Stunden muss­te gekürzt wer­den, um allen Unterricht ertei­len zu kön­nen. Dieser Boom erreich­te 1923 mit 58 Schulkindern sei­nen vor­läu­fi­gen Höhepunkt.

Der Klassenraum in Leegebruch dien­te übri­gens nicht ein­zig und allein schu­li­schen Zwecken. 1923 übte dar­in der neu gegrün­de­te gemisch­te Chor. In Ermangelung einer eige­nen Kirche nutz­te die Gemeinde das Klassenzimmer, um Gottesdienste dar­in abzu­hal­ten bis zum ers­ten Adventssonntag 1930, an dem die neue klei­ne Kapelle in der Dorfaue ein­ge­weiht wur­de. Ebenfalls im Schulzimmer wur­de erst­mals 1924 in Leegebruch die Reichstagswahl durch­ge­führt. Die letz­ten Ländereien hat­te die Siedlungsgesellschaft 1923 auf­ge­teilt, was den Zuzug nach Leegebruch zurück­ge­hen ließ. Im glei­chen Jahr wer­den zum ers­ten Mal auch Schulentlassungen nach genüg­ter Schulpflicht erwähnt. Drei Mädchen und drei Jungen ver­lie­ßen mit bestan­de­ner Genehmigung die Schule in Leegebruch. Im Jahre 1923 ging ein Junge sogar zu einer höhe­ren Lehranstalt. 1926 schrieb zu die­sem Zwecke der dama­li­ge Lehrer Gutachten. Er unter­glie­der­te in fol­gen­de Abstufungen:

  • sehr emp­foh­len
  • emp­foh­len
  • nicht emp­foh­len
  • abge­ra­ten: schon in der Volksschule nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen.

Um einen abwechs­lungs­rei­chen Unterricht durch­füh­ren zu kön­nen, erwei­ter­te der Lehrer regel­mä­ßig den Bestand der Schulmittel. Eine Spende von 3000.00 Mark nutz­te der Lehrer, um eine klei­ne Schulbibliothek ein­zu­rich­ten. Von den staat­li­chen Mitteln kauf­te er im glei­chen Jahr u.a. ver­schie­de­ne neue Wandkarten. Diese Anschaffungen setz­ten sich auch in den nächs­ten Jahren fort, wie z.B. 1924 zwei Bälle und ein Tau oder die Ergänzung der Lehrmittel in Naturkunde 1925.

Man schrieb das Jahr 1923, die Zeit der Inflation. Auf Drängen des Lehrers und der Siedler fiel vom 15. ‑23. November der Unterricht aus, um den Schulfonds zügig umzu­set­zen. Zu der Zeit war eine Billion Papiermark eine Goldmark wert. Die Weihnachtsfeier in die­sem Jahr fand im gera­de neu errich­te­ten Saal von Herrn Lorenz statt. Später durf­te der Lehrer hier auch die Elternabende unent­gelt­lich durch­füh­ren. Obwohl es die übli­chen klei­nen Geschenke dies­mal nicht geben konn­te, trüb­te dies die weih­nacht­li­che Stimmung nicht. Seit dem Sommer 1924 bezog die Schule eine Wanderbücherei, weil sie in dem Jahr an die Gesellschaft für Volksbildung in Berlin ange­schlos­sen wurde.

Erstaunlich sind die aus­führ­li­chen Wanderungen in die nähe­re aber auch wei­te­re Umgebung, die Lehrer und Schüler zu Fuß und erst spä­ter mit Zug, Rad oder Dampfer unter­nah­men. Sie dau­er­ten immer den gan­zen Tag, so z.B. am 19.5.1924:

Der Wandertag führ­te die Kinder als ers­tes zur Baumblüte nach Eden. Weiter ging es am Oranienburger Kanal ent­lang zum Schlossgarten und in die Stadt Oranienburg. Nachdem man das Treiben auf dem Lehnitzsee beob­ach­tet hat­te, besich­tig­ten alle die dor­ti­ge Schleuse. Bis zum Mittag erreich­te die Gruppe den Grabowsee und wei­ter ging es nach Malz, über die schon alters­schwa­che Friedrichsthaler Zugbrücke zum Bahnhof Fichtengrund. Ab hier fuh­ren sie mit der Bahn nach Oranienburg, weil es zu reg­nen und zu gewit­tern ange­fan­gen hat­te. Den letz­ten Rest des Weges leg­ten alle zu Fuß zurück.

Auf vie­len ande­ren Exkursionen lern­ten die Kinder Neues und Wissenswertes. Sie besich­tig­ten z.B. auch das Schriftmuseum der Feder- und Stahlfabrik in Oranienburg, den Kanalbau in Hohenschöpping, die Kachelfabrik in Velten. Verschiedene Aktivitäten inner­halb und außer­halb des Unterrichtes beleb­ten immer mehr das schu­li­sche Leben. Es sang der Schulchor zur Einweihung des Friedhofes am 17.12.1924. Zum Familienabend lud die Schule am 30.3.1926 ein. Die Kinder san­gen Lieder, tru­gen Gedichte vor und führ­ten ein Laienspiel auf. Die Weihnachtsfeier 1925 gestal­te­ten die Älteren für die Jüngeren, sogar mit einem Weihnachtsbaum vol­ler Leckereien, die anschlie­ßend geplün­dert wer­den durf­ten. Am 23.8.1927 nahm eine Gruppe von 26 Leegebrucher Kindern erst­ma­lig an den Reichsjugendwettkämpfen in Vehlefanz teil. Die Sportler erkämpf­ten auf Anhieb zehn Urkunden und erreich­ten durch Emma Greber einen Sieg in der älte­ren Wettkampfklasse. Im Völkerball gewann die gemisch­te Mannschaft gleich drei­mal. Nun betei­lig­ten sich die Leegebrucher regel­mä­ßig an die­sen Wettkämpfen und beleg­ten noch man­chen ers­ten Platz, wie im August 1932, durch Gottfried Kuckermann im Bereich der obe­ren Klassen.

Nach den Sommerferien 1925 fing nun regel­mä­ßig das neue Schuljahr mit der Verfassungsfeier an. Ab dem Jahr 1929 soll­te zusätz­lich eine Flaggenehrung dazu statt­fin­den. Da noch kei­ne beschafft wor­den war, begann die­se jedoch erst ein Jahr später.

Ein beson­de­res Problem stell­te der kal­te Winter ab November 1927 dar. Der alte Ofen und feh­len­des Feuermaterial lie­ßen kei­nen geord­ne­ten Unterricht zu. Die Raumtemperatur sank auf 6°C bis 3°C. Letztendlich fiel drei Tage die Schule aus. Im Herbst 1928 bewil­lig­te die Regierung 1.000,00 RM für Instandsetzungsarbeiten. Der Ofen bekam nun einen Dauerbrandeinsatz. Zum Glück, denn am 11.2.1929 erreich­te die Temperatur mit minus 31°C ihren tiefs­ten Wert.

Ab 1931 began­nen die Schülerzahlen durch Zuzüge erneut zu stei­gen. 1933 über­schrit­ten sie die 50er Marke, so daß wie­der nicht alle Kinder einen Platz in dem einen Klassenraum fan­den. Deshalb erhiel­ten im Monat Mai die Erstkläßler vor­läu­fig in der letz­ten Stunde ihren Unterricht. In den nächs­ten Jahren beein­fluß­te die dama­li­ge Politik des Nationalsozialismus auch den Schulalltag. Politische Ereignisse, wel­che der Rundfunk sen­de­te, über­trug man mit Lautsprechern im Schulgebäude.

Richthofen-SchuleMit dem Bau der „Heinkelsiedlung“ stie­gen die Schülerzahlen erneut. Als 1937 die Schule zu einer zwei­klas­si­gen erho­ben wur­de, begann eine zwei­te Lehrkraft zwar ihre Tätigkeit, aber die Räumlichkeiten reich­ten nicht aus. Am 4.8.1937 trat bereits der drit­te Lehrer sei­nen Dienst an, und ein vier­ter ließ nicht lan­ge auf sich war­ten. Aufgrund des Raummangels erhiel­ten die Klassen an ver­schie­de­nen Stellen im Ort Unterricht. So lern­ten sie auch in der dama­li­gen Gaststätte „Hoffmann“ (Gartensiedlung) und im Volkshaus . Die Planer erwar­te­ten, daß die Bevölkerungszahl im Ort bis 1938 auf 6000 steigt, des­halb pro­jek­tier­ten sie eine 16-klas­si­ge Volksschule mit Turnhalle. Diese war im Mai 1938 fer­tig und am 20.6.1938 fand die Einweihung statt. An der Feier nah­men nicht nur Lehrer und Schüler, son­dern auch der Schulrat, der Bürgermeister und Vertreter der ver­schie­dens­ten Gremien teil. Der neue Rektor, SA-Obersturmführer Stenzel, über­nahm die nach dem Jagdflieger Manfred von Richthofen benann­te Schule. Wie not­wen­dig die neue Einrichtung gewe­sen ist, beweist die Tatsache, dass sich Leegebruch bis 1949 zur kin­der­reichs­ten Arbeitersiedlung Deutschlands ent­wi­ckel­te. Es stie­gen die Schülerzahlen bis 1941 auf rund 1000 an und erreich­ten 1950 mit über 1300 Kindern ihren Höhepunkt. Ein zwei­ter, 1939 vor­ge­se­he­ner Schulneubau im Norden der Siedlung (am „Schulweg“) wur­de aber nicht verwirklicht.

Durch die Fertigstellung des neu­en Gebäudes stand einem geord­ne­ten Schulbetrieb nichts mehr im Wege. Es herrscht ein stren­ges Régime an der Schule. Schlechte Leistungen, ver­ges­se­ne Hausaufgaben oder Undiszipliniertheiten bestraf­ten ein­zel­ne Lehrer mit Stockschlägen. Das Rennen auf dem Schulhof wäh­rend der Pausen war ver­bo­ten. Ein Zwischenfall ereig­ne­te sich 1941, als ein Flugzeug wäh­rend eines Übungsfluges abstürz­te und auf dem Schuldach hän­gen blieb. Zum Glück geschah dies am Nachmittag, in der unter­richts­frei­en Zeit. Auch von einer Explosion blieb die Schule ver­schont. Weniger Glück hat­ten die Piloten. Zwei von ihnen fan­den sofort den Tod. Der Dritte soll sich die Zunge abge­bis­sen haben, wel­che ihm wie­der ange­näht wer­den konnte.

Gegen Kriegsende muss­ten die Schüler das Gebäude räu­men, es wur­de zum Frontlazarett umfunk­tio­niert. Anschließend zog zeit­wei­lig die Rote Armee ein. Der Unterricht fand der­weil in ande­ren Räumen statt, so z.B. in der ehe­ma­li­gen Fliegerschule an der Leegebrucher Kreuzung statt. Die sowje­ti­sche Kommandantur bezog in dem alten Schulgebäude in der Dorfstraße ihr Quartier.

Am 1.10.1945 war es soweit: Die Mädchen und Jungen gin­gen nach lan­ger Unterbrechung wie­der in „ihre“ Schule. Die Schulmappen waren leicht, Bücher und Hefte gab es nicht. Schiefertafeln und Griffel hat­ten in ihrer Haltbarkeit zumeist die Kriegswirren über­stan­den. Anfangs schrie­ben die Schüler auf allen mög­li­chen Zetteln. Nur die wenigs­ten konn­ten ein Frühstück mit zur Schule neh­men. Vielfach kunst­voll gestopf­te Kleidung und geflick­te Schuhe herrsch­ten vor. Die Schulleitung rich­te­te am 23.09.1946 eine eige­ne Schusterei ein und teil­te den Kindern Schuhe zu. Das Schulgebäude über­stand den Krieg bis auf den nor­ma­len Verschleiß wäh­rend der ander­wei­ti­gen Nutzung unver­sehrt. Die Fenster hat­ten die Vorgänger fast alle ver­na­gelt. Die Räume muss­ten mit eiser­nen Öfen geheizt wer­den. Die Ofenrohre sta­ken aus der obe­ren Fensterreihe her­aus. Die Wände zeig­ten noch bis zur Generalrenovierung 1951 die Rauchverschmutzung. Da es in die­ser Zeit an Brennholz man­gel­te, riet die sowje­ti­sche Kommandantur dazu, Holz im Wald ein­zu­schla­gen. Deshalb blieb eine ernst­haf­te Auseinandersetzung mit dem zustän­di­gen Förster nicht aus. Ein Problem stell­ten auch die Toiletten dar. Sie befan­den sich an der Nordfront, bestan­den aus Holz und ohne Spülung.

Menschen, die faschis­tisch vor­be­las­tet waren, ver­lie­ßen nach Kriegsende den Ort, so auch der Rektor Herr Stenzel. An der Schule arbei­te­ten inzwi­schen zehn Neulehrer und sie­ben Altlehrer. Willy Franzen kam aus Berlin nach Leegebruch und begann am 1. Oktober sei­ne Arbeit als Schulhelfer. Gunther Raab war als ers­ter Rektor der Schule nach dem Krieg ein­ge­setzt wor­den (1945–1947). In die­ser Zeit erhielt die Schule den neu­en Namen „J. H. Pestalozzi“. Sein Amt über­nahm dann bis 1952 W. Franzen. Bis zum 1.10.1946 bezahl­te jede Gemeinde ent­spre­chend ihren Verhältnissen Lohn. Da Leegebruch zu den armen Gemeinden zähl­te, erhiel­ten die Lehrer im Oktober/​November je 75 RM aus der Gemeindekasse, ab Januar 1946 100 RM. Mit Herausgabe des neu­en Schulgesetzes 1946 leg­te die Landesregierung die Gehälter fest. Das Geld hat­te sich jeder aller­dings per­sön­lich im Schulamt Nauen abzu­ho­len. Meist fuhr aber ein Kollege mit Vollmachten und brach­te es für alle mit. Dieser muss­te mit dem Geld und auf dem Fahrrad über Perwenitz und Vehlefanz wei­te Strecken durch den Wald fah­ren, was in die­sen Zeiten schon sehr mutig war. Zu den Lehrerkonferenzen, die in Velten statt­fan­den, gin­gen die Kollegen zu Fuß. Es gab noch kei­nen Busverkehr.

Beinahe die Hälfte der dama­li­gen Bevölkerung in Leegebruch bestand aus Kindern. 1296 Schüler besuch­ten die Schule. Dazu kamen noch ein­mal annä­hernd so vie­le Kinder im Vorschulalter. Die meis­ten plag­te stän­dig der Hunger, so dass in die­ser Situation die Schulspeisung ein unver­zicht­ba­rer Bestandteil der täg­li­chen Ernährung dar­stell­te. Die gal­lert­ar­ti­ge Suppe für 55 Pfennig schmeck­te zwar nicht, wur­de aber auf­grund des Hungers gern geges­sen. Durch die Initiative von W. Franzen, mit der Molkerei Velten in Verbindung zu tre­ten, gelang es, Milch für die „Eifu-Suppe“ zu orga­ni­sie­ren, so dass sie nicht mehr nur mit Wasser gekocht wer­den muss­te. Das Essen nah­men die Schüler in den Klassenräumen, auf den Fluren oder den Treppenstufen ein. Über einen Speiseraum ver­füg­te die Schule nicht. Später funk­tio­nier­te man 2 Klassenräume dazu um, die durch eine Schiebetür getrennt wur­den, so dass der Raum zum Essen ohne Probleme ver­grö­ßert wer­den konn­te. Der jet­zi­ge Speiseraum und eine neue Schulküche ent­stan­den erst Anfang der 70er Jahre gegen­über dem Schulgebäude.

Die Zentralheizung setz­te man 1948 wie­der in Betrieb, auch die Fenster der Klassen und der Turnhalle wur­den neu verglast.

Wie schon erwähnt, stieg die Schülerzahl bis 1949 auf rund 1300 an. Es mach­te sich des­halb erfor­der­lich, zwei wei­te­re Räume im Schulhaus aus­zu­bau­en. Mittlerweile arbei­te­ten 33 Lehrer in Leegebruch. Trotz der hohen Klassenfrequenzen von 40 bis 60 Schülern reich­te die Kapazität nicht aus, und es muss­te in Schichten unter­rich­tet wer­den. Nach und nach hob man auch die Trennung von Mädchen und Jungen auf. In den unte­ren Klassen begann die Zusammenlegung zuerst, wäh­rend die obe­ren Klassen noch in ihrer Trennung zu Ende geführt wurden.

Mit der Verwaltungsreform 1952 (Gründung der DDR-Bezirke und Kreise) gehör­te die Schule nun zum Kreis Oranienburg.

Schule mit geschwärzter Fassade unmittelbar nach dem Krieg

Schule mit geschwärz­ter Fassade unmit­tel­bar nach dem Krieg

In der Schule wur­den durch die Auslagerung des Kindergartens Räume für die am 13.12.1948 gegrün­de­te Pionierorganisation frei. Die ers­te haupt­amt­li­che Pionierleiterin war Eva Niemann. Die Arbeit in der 1946 gegrün­de­ten FDJ über­nahm der jun­ge Lehrer Jochen Hertwig. Die Aktivitäten die­ser Organisationen präg­ten von Jahr zu Jahr mehr das Leben der Kinder inner­halb und außer­halb der Schule. Es begann die Zeit der regel­mä­ßi­gen FDJ- und Pionierarbeit. Gruppennachmittage, Altstoffsammlungen, Spendenaktionen, Ferienlager, Fahrten, spä­ter die Jugendstunden anläss­lich der Jugendweihe sowie Großveranstaltungen, wie die Weltfestspiele 1953 wech­sel­ten ein­an­der ab. Mitglied in der FDJ zu sein, stieß bei Schülern anfangs auf Widerstand. In der Schulchronik der 50er Jahre wur­de mehr­mals auf Aussprachen in die­sem Zusammenhang, aber auch hin­sicht­lich von Disziplinverstößen hin­ge­wie­sen. Außerdem trug es sich zu, dass zwei Lehrer nicht auf den Einsatz der kör­per­li­chen Züchtigung im Unterricht ver­zich­te­ten. Deshalb kam der Kreisschulinspektor nach Leegebruch. Sogar im Pädagogischen Rat (Konferenz der Lehrkräfte) wer­te­te das Kollegium die­se Vorfälle aus.

Wie an allen Schulen der DDR, fan­den auch in Leegebruch, regel­mä­ßig Fahnenappelle statt, auf denen die Schulleitung Lob und Tadel aus­sprach. Einige der Lehrkräfte wur­den akti­ve Mitglieder der Parteien, arbei­te­ten in der Gemeindevertretung oder orga­ni­sier­ten sich in der Nationalen Front. So ist es nicht ver­wun­der­lich, dass die Leegebrucher Vereinigungsveranstaltung von KPD und SPD im April 1946 in der Schule statt­fand. Einer ande­ren Form gesell­schaft­li­cher Tätigkeit wid­me­ten sich die Kollegen, wel­che im Kulturbund mit­ar­bei­te­ten. Für einen abwechs­lungs­rei­chen Nachmittag der Kinder sorg­ten eine Reihe von Arbeitsgemeinschaften wie Schach, Fotografie, Botanik und Zoologie. Später kamen noch ver­schie­de­ne Sportgemeinschaften der Schule und der Vereine hin­zu wie z.B. Fußball, Handball, Angeln, Rugby und Boxen. Der Lehrer Wolfgang Kramer grün­de­te sogar einen Fanfarenzug. Katharina Eitdorf eröff­ne­te 1961 mit Kindern ihrer Klasse eine Laienspielgruppe. Ein bun­ter Nachmittag für Kinder fand anläss­lich der Eröffnung des Schulklubs 1954 statt. Für außer­schu­li­sche Betätigungsmöglichkeiten war also reich­lich gesorgt.

Schule_Verbindungsgebäude-mit-TurnhalleAnsonsten lief nun der Schulalltag ziem­lich plan­mä­ßig ab. Im Zuge der Umgestaltung aller Schulen bekam auch unse­re 1960/​61 die Bezeichnung: Zehnklassige Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule. Ab jetzt soll­te sie eng mit dem täg­li­chen Leben in Verbindung ste­hen. Der Unterrichtstag in der Produktion (UTP) wur­de als neu­es Unterrichtsfach bestä­tigt und spä­ter durch ESP (Einführung in die sozia­lis­ti­sche Produktion) sowie TZ (Technisches Zeichnen) ergänzt.

Von Anfang an herrsch­te ein enges Verhältnis zwi­schen der Messerschmiede und der Schule. Dieses ver­tief­te ein schon bald abge­schlos­se­ner Patenschaftsvertrag, wel­cher in regel­mä­ßi­gen Abständen immer wie­der erneu­ert wur­de. So unter­stütz­te der Betrieb die Gestaltung und Durchführung von Sommerferienlagern, leis­te­te oft­mals mate­ri­el­le Hilfe in Zeiten, wo es an vie­lem man­gel­te. Hier und in der LPG Germendorf ent­stan­den auch 1958 die ers­ten Schülerarbeitsplätze im Rahmen der Einführung des UTP. Später nutz­te die Schule zu die­sem Zwecke etli­che Betriebe im Kreis, bis dann die poly­tech­ni­schen Kabinette im VEB Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf und im VEB Kaltwalzwerk Oranienburg eröffneten.

1953: Schule mit Toilettentrakt im Zwischengebäude

1953: Schule mit Toilettentrakt im Zwischengebäude

Schon immer hat­te der Sport einen fes­ten Platz in der Leegebrucher Schule. Die Kinder nah­men an Kreismeisterschaften teil. In der Spartakiadebewegung ab 1966 erkämpf­ten sie vie­le Titel. Manch einer ging nicht sel­ten gleich mit meh­re­ren Medaillen nach Hause. Sportfeste, Schauturnen, das Ablegen des Sportabzeichens, die Teilnahme an der Laufbewegung und vie­les mehr präg­ten das sport­li­che Leben an der Schule. Diese Tradition setz­ten die Sportlehrer auch nach der Wende mit der Beteiligung an den Wettkämpfen „Jugend trai­niert für Olympia“ fort.

Am 10.1.1955 öff­ne­te der Schulhort sei­ne Pforten. Er befand sich in der Schule und war ihr ange­glie­dert. Nach der Wende, mit dem Übergang in die kom­mu­na­le Trägerschaft, zog der Hort in die alte Dorfschule um. Die Vorschulkinder ver­teil­te man auf die Krippe und den ande­ren Kindergarten.

Das Phänomen des Geburtenrückganges mit Einführung der „Pille“ mach­te auch vor der DDR kei­nen Halt. In Leegebruch dage­gen stie­gen die Kinderzahlen kon­ti­nu­ier­lich an. Bereits 1962/​63 war der Bedarf an Schulplätzen so groß, dass mei­ne Klasse die ers­ten zwei Jahre im alten „Dorfkrug“ unter­rich­tet wur­de. Auch die Hortbetreuung am Nachmittag fand hier statt. 1967 über­schritt die Schülerzahl wie­der die 800 und stei­ger­te sich noch bis 1975 auf über 900. Hinsichtlich der Raumkapazität war man somit an der Grenze mach­ba­rer Möglichkeiten ange­kom­men, des­halb erwie­sen sich immer öfter Baumaßnahmen als not­wen­dig, die – mit Unterbrechungen – bis heu­te anhal­ten. Einige möch­te ich ein­fach nur auf­zäh­len: Ausbau eines Werkraumes auf dem Dachboden, Bau von 2 zusätz­li­chen Klassenräumen an der Nordseite, Errichtung eines wei­te­ren Gebäudes mit Werkräumen für 2 Klassen und des Speisesaals mit Küche, neue Fenster im Schulgebäude, neue Heizung in der Turnhalle

Die Ereignisse der Wende erleb­te ich an der Leegebrucher Schule als Lehrerin. Viele Veränderungen stürz­ten in kür­zes­ter Zeit auf uns ein. Als äußerst ange­nehm emp­fan­den alle den Wegfall des Sonnabendunterrichtes und der immer noch statt­fin­den­den Fahnenappelle. Eine wesent­li­che Verbesserung im Schulalltag ergab sich auch durch die von der Kommune ein­ge­lei­te­ten umfang­rei­chen Baumaßnahmen:

  • 1996 Ausbau der 3. Etage (5 Klassenräume)
  • 1997 Rekonstruktion der gesam­ten Heizungsanlage und der Turnhalle
  • 1995 Komplette Neugestaltung der Toiletten
  • 2002/​03 Abriss und Neubau des Zwischentraktes von der Schule zur Turnhalle

Die Schule wur­de schö­ner und erhöh­te ihre Kapazität. Dadurch konn­te man neu­en Fächern, wie z.B. Arbeitslehre (Hauswirtschaft und Informatik) gerecht werden.

Mit Einführung eines neu­en Schulgesetzes erfolg­te auch in Leegebruch die Auflösung der Polytechnischen Oberschule. Seit 1991 tei­len sich nun im sel­ben Gebäude zwei eigen­stän­di­ge Schulen die Räume: die sechs­jäh­ri­ge Grundschule (unter der Leitung von Susanne Zachrau) und die Gesamtschule mit der Sekundarstufe I. An ihr war Jürgen Zech der ers­te Schulleiter.

Ines Dutzmann

Mehr Informationen?

Eine aus­führ­li­che Darstellung der Schulgeschichte bis 1959 bie­tet das Heft 6 unse­rer Reihe „Leegebrucher his­to­ri­sche Blätter“, wel­che beim Verein zu bestel­len ist.

Schlagworte: Bildung, Lehrer, Pestalozzi, POS, Richthofen, Schulchronik, Schule
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  • Blick auf das Zwangsarbeiterlager in Germendorf (etwa 1943) Legende: 1: Heinkel-Flugzeugwerk (Werk I); 2: Zwangsarbeiterlager an der Straße nach Velten; 3: Verbindungsstraße und Bahngleis zwischen Werk I und Werk II in Annahof (heute Annahofer Straße); 4: Germendorf Unterteilung der Zwangsarbeiter nach Nationalitäten (A: französische Kriegsgefangene; B: Zwangsarbeiter aus West- und Südeuropa; C: Zwangsarbeiter aus Osteuropa)
    Heinkel und seine Arbeitskräfte30. März 2022 - 18:09
  • Bürgermeister Horst Eckert 1993 an seinem Schreibtisch im neuen Rathaus im Eichenhof (Wochenspiegel vom 24.2.1994)
    „Wir sind ins kalte Wasser gesprungen“2. Januar 2021 - 12:17
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Link to: Heimatverein Lengerich/​Westfalen – Tradition, Brauchtum und Geschichte Link to: Heimatverein Lengerich/​Westfalen – Tradition, Brauchtum und Geschichte Heimatverein Lengerich/​Westfalen – Tradition, Brauchtum und GeschichteLogo des Heimatverein Lengerich Link to: Wie entstand die Partnerschaft zwischen Lengerich und Leegebruch? Link to: Wie entstand die Partnerschaft zwischen Lengerich und Leegebruch? Im Januar 1991 war erstmals eine Delegation aus Lengerich zu Gast in Leegebruch. (v.l.n.r.: Lengericher Hauptamtsleiter Friedel Blom und Bürgermeister Volker Rust, der Leegebrucher Bauamtsleiter Peter Michel und Bürgermeister Horst Eckert, Lengerichs Stadtdirektor Helmut Denter und stellv. Bürgermeister Friedrich Prigge (heute Bürgermeister) sowie der Leegebrucher Hauptamtsleiter Dieter Bennewitz. (Foto: Detlef Dowidat)Wie entstand die Partnerschaft zwischen Lengerich und Leegebruch?
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