Die katholische Kirche in Lengerich
„Mit Christus als Mitte
in Gemeinschaft aller
und Heimat vor Ort
den Glauben erfahrbar machen“
so lautet das Leitbild der Katholischen Kirchengemeinde Seliger Niels Stensen Lengerich, die nach einem längeren Fusionsprozess in mehreren Etappen aus den vorher selbstständigen Pfarrgemeinden St. Margareta Lengerich, St. Michael Tecklenburg, St. Christophorus Ladbergen und Maria Frieden Lienen im Jahre 2006 hervorgegangen ist. Das Leitbild gilt als Auftrag, die Balance im Miteinander der Pfarrei als Ganzes und dem jeweiligen Profil der vier Gemeinden zu finden. Gemeinsame Gottesdienste mit gemütlichem Beisammensein fördern das Zusammenwachsen der Gemeinden.
Bei der neuen Pfarrei handelt es sich um die flächenmäßig größte Pfarrei im Bistum Münster mit jedoch nur 8.537 (2013) Katholiken. Mit einem Anteil von weniger als 20 Prozent Katholiken an der Gesamtbevölkerung handelt es sich innerhalb des katholischen Münsterlandes um eine Diasporagemeinde. Die Gemeinde St. Margareta Lengerich stellt mit über 4.300 Gläubigen den mit Abstand größten Teil der neuen Pfarrei. Die Kirche in Lengerich ist somit auch als Pfarrkirche der Mittelpunkt.
Die Leitung der Seelsorge liegt in den Händen eines Seelsorgeteams mit einem leitenden Pfarrer und sechs weiteren Priestern und Seelsorgern. Dem Seelsorgeteam zur Seite stehen die gewählten Laiengremien Pfarreirat und Kirchenvorstand.
Die Eigenart der Pfarrei Seliger Niels Stensen als Diasporagemeinde findet ihre Erklärung in der konfessionellen Sonderentwicklung der ehemaligen Grafschaft Tecklenburg, denn bereits 1527 trat Graf Konrad zum Protestantismus über.
Erst 1843 ließ der Bischof von Münster in Tecklenburg eine „Missionsstation“ errichten und nach über 300 Jahren wurde in der Grafschaft Tecklenburg zum ersten Mal wieder ein katholischer Gottesdienst gefeiert. 1846 wurde die erste katholische Kirche St. Michael Tecklenburg eingeweiht. Zu der Zeit gab es in Tecklenburg und den umliegenden Orten insgesamt 200 Katholiken. Von den in der Stadt Lengerich mit ihren Bauerschaften lebenden 5.642 Bewohnern waren 1827 nur 32 katholisch.
Bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Kalk- und Zementindustrie in Lengerich kamen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts viele katholische Familien nach Lengerich: 1880 gab es bereits 100 Katholiken und von 1880 an wurde alle 14 Tage in Lengerich sonntags ein Gottesdienst gefeiert – anfangs in einer Gastwirtschaft, danach in Privatwohnungen und in einem Ladenraum. Die erste Kirche wurde am 17. September 1893 eingeweiht. Sie wurde unter den Schutz der Hl. Margareta gestellt.
Durch die Verehrung des Standbildes der Hl. Margareta hatte Lengerich vor der Reformation als Wallfahrtsort über die Grafschaft hinaus eine große Berühmtheit erlangt. Die Bezeichnung „Margareten-Lengerich“ macht dieses deutlich. Die in Holzbauweise errichtete Kirche stand in der Bauerschaft Hohne, östlich des eigentlichen Stadtkerns. Den kirchlichen Dienst in Lengerich übernahm der Pfarrer aus St. Michael Tecklenburg. Obwohl in Tecklenburg nur 20 Katholiken wohnten, blieb Tecklenburg lange Zeit Pfarrkirche und Lengerich Tochterkirche.
Bis 1926 stieg die Zahl der Katholiken in Lengerich auf 648 an, so dass man sich für einen Kirchenneubau entschied.
Durch einen Grundstückstausch mit dem Zementwerk Wicking wurde der heutige Standort der katholischen Pfarrkirche St. Margareta gefunden – einige hundert Meter weiter stadteinwärts im heutigen Schulzentrum. Man entschied sich für eine Kirche im neobarocken Stil mit einem Zwiebelturm, der auch heute noch durch seine markante Form im Stadtbild hervorsticht.
In den letzten Kriegsmonaten 1945 und nach Kriegsende fanden viele Evakuierte aus den Großstädten des katholischen Umlandes und viele Flüchtlinge und Vertriebene in Lengerich eine neue Heimat. Die Zahl der Katholiken stieg von 1939 bis 1947 von 1.000 auf 3.620. Für die Seelsorger war es eine große Herausforderung, zumal in die Nachbarorte Leeden, Ladbergen und Lienen, die bis dahin alle zur Pfarrei Lengerich-Tecklenburg gehörten, auch viele Flüchtlinge kamen. Anfangs wurden in diesen Orten die sonntäglichen Gottesdienste in Noträumen gefeiert. 1953 wurde in Lienen eine erste Tochterkirche errichtet. In Ladbergen und Leeden wurden 1961 Holzkirchen als Übergangskirchen gebaut.
Die Kirche St. Margareta in Lengerich war mittlerweile ebenfalls zu klein geworden, deshalb wurde Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre durch die Errichtung eines neuen Gemeindezentrums eine grundlegende bauliche Erweiterung und Umgestaltung des barocken Kirchbaus vorgenommen. Übrig blieb lediglich der barocke Zwiebelturm. Der Bau eines neuen modernen Pfarrheims, das das jetzige Gemeindehaus ersetzen soll, ist für 2016 geplant.
Dr. Alois Thomes
(Vorsitzender des Heimatvereins Lengerich e. V.)