Die Evangelische Kirchengemeinde Lengerich
Mit den Menschen am Ort unterwegs
Vielfalt zeichnet die in vier Pfarrbezirke gegliederte Kirchengemeinde aus. Jeweils eigenständige Traditionen der Bezirke in der Stadt und im ländlichen Umfeld sind lebendig; durch übergreifende pastorale Versorgung lösen sich die Bezirksgrenzen jedoch zunehmend auf zugunsten eines an der Gesamtgemeinde orientierten Verständnisses. Die Gemeinde, zu der heute 11.600 Gemeindeglieder gehören, ist mit den Menschen am Ort unterwegs.
Gottesdienst und Kirchenmusik ist ein Schwerpunkt-Arbeitsbereich. Mit vielen Ehrenamtlichen wirken seit über 50 Jahren hauptamtliche Kirchenmusiker. Zurzeit bestehen sechs Chöre. Die Konzerte stehen auf anerkannt hohem Niveau. In diesem Jahr kommt u. a. Mozarts Requiem zu Gehör.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kinder- und Jugendarbeit sowie das Engagement für zwei Familienzentren und drei Tageseinrichtungen für Kinder. In der pädagogischen Praxis sind die Einrichtungen dem christlichen Menschenbild verpflichtet, das den unendlichen Wert jedes einzelnen Menschen betont.
Im Rahmen der kreiskirchlichen Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Otjiwarongo in Namibia arbeitet zurzeit eine Austauschpfarrerin in der Gemeinde. Außerdem besteht seit 1997 eine Partnerschaft zur südbrasilianischen Kirchengemeinde Boa Nova in Westfália (Raum Porto Alegre).
Die ökumenische Bewegung hat insbesondere zwischen evangelischer und römisch-katholischer Kirche vieles selbstverständlich werden lassen, was um die Mitte des 20. Jahrhunderts undenkbar war. Dazu gehören konfessionsübergreifende Gottesdienste und Bibelwochen. Am 8. Mai 2015 fand ein ökumenischer Gottesdienst anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren statt.
Das Stadtbild Lengerichs wird durch die spätmittelalterliche Stadtkirche mit ihrer Breidenfeld-Klais-Orgel (2003) geprägt. Die heutige, von der Gotik geprägte Kirche wurde 1497/1502 erbaut, weitere Kirchen sind die im Stadtteil Hohne (1925) sowie die Johanneskirche und die Bodelschwinghkirche (1962 und 1963).
Erste kleine Saalkirche im 12. Jahrhundert
Unsere Region wurde zu Zeiten Karls des Großen dem Christentum unterworfen. Ludwig der Fromme und Ludwig der Deutsche (778–840/806–876) schenkten den Benediktinerinnen in Herford u. a. die Kirche in Lengerich und die Äbtissin übte das Patronatsrecht aus. Die Pfarre Lengerich wird 1149 erstmals erwähnt. Zu dieser Zeit gab es eine kleine mit Rundapsis versehene Saalkirche, die im 13. Jahrhundert vergrößert wurde. Aus dieser Zeit stammt das Stufenportal im Süden, das eine Kostbarkeit darstellt. Der Turm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts beherbergt vier Glocken, von denen zwei bedeutsam sind: die älteste und größte aus dem 14. Jahrhundert und die von 1505. 1957 wurde das Geläut um zwei große Glocken erweitert.
Bedeutsam für die Geschichte der Gemeinde sind die Grafen von Tecklenburg. Deren Grafschaft hat unserem Kirchengebiet den Namen gegeben. Graf Konrad setzte in seiner Regierungszeit erste Zeichen für den Beginn der Reformation, indem er 1525 das fast 200 Jahre alte Bild der Hl. Margareta aus der Kirche entfernen ließ. Dies 1327 gestiftete Bild, das als wundertätig galt, war Ziel vieler Wallfahrer. Aus diesem Grund war die Kirche erst wenige Jahre zuvor (1497) aufwändig erweitert worden. Die Reformation lutherischer Prägung setzte sich durch. 1588 erließ Graf Arnold II. eine reformierte Kirchenordnung. Seither gilt das reformierte Bekenntnis.
Die Integration in die Preußische Landeskirche (1702 und 1707), die Eingliederung in die 1815 gebildete Kirchenprovinz Westfalen, die Einführung der presbyterial-synodalen Kirchenordnung und die Übernahme der Union (1835) sind wichtige Stationen in der Geschichte der Kirchengemeinde.
Heute wird auch in Evangelischen Gemeinden das Pilgern wieder entdeckt. Bei den vielen Formen, den christlichen Glauben spirituell erfahrbar werden zu lassen, bietet die Kirchengemeinde Pilgern Quartier und Begleitung an. Ein neuer Weg eröffnet neue Möglichkeiten. Mit den Fragen nach dem Glauben, nach Leben und Tod, ist die Kirchengemeinde mit den Menschen am Ort unterwegs.
Berthold Ostermann
(AK Stadtgeschichte im Heimatverein Lengerich e. V.)